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Lotte und Peter: über uns

Samstag, 26. Januar 2019

818: Autarkie und Energie

2 Bemerkungen vorab:
Im folgenden schreiben wir über unsere persönliche Meinung und erheben keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. Wenn jemand die Dinge anders sieht, auch gut.
Die Links auf die Produkthersteller sind derzeit aktuell, werden aber nicht jahrelang funktionieren.

Autarkie bedeutet für ein Wohnmobil, einen möglichst langen Zeitraum ohne externe Zufuhr von Wasser, Wärme, Lebensmittel usw. auszukommen und umgekehrt bei Abfällen, Abwasser, Ausscheidungen usw. nicht auf eine sofortige Abfuhr angewiesen zu sein. Im Idealfall kann man so mehrere Tage an einem Ort ohne Infrastruktur verbringen und ist nicht sofort auf Versorgung von außen (wie sie zum Beispiel ein Campingplatz bietet) angewiesen. Die elementarsten Bedürfnisse sind wohl Trinken, Essen und in kalten Gegenden auch Wärme; natürlich sind in irgendeiner Form auch eine Toilette und eine Wasch- bzw Duschgelegenheit erforderlich.
Wir wollen daher Wasser in größeren Mengen in Tanks mitführen. Nach unserer Erfahrung garantieren nur Metalltanks eine lang anhaltende Trinkwasserqualität ohne die Verwendung chemischer Zusätze. Also kommt ein Edelstahltank für mindestens 200 Liter auf unsere Wunschliste. Da aber auch diese Menge nicht ewig reicht, weil auch Duschen und Klospülung Wasser benötigt, planen wir einen zweiten Tank ein. Diesen Tank können wir auch mit Wasser füllen, das nicht unbedingt Topqualität hat. Das Abwasser von Geschirr und Körperpflege wird mit Spülmittel angereichert sein und kann nicht einfach jederzeit und überall abgelassen werden, sonder wird in einem Abwassertank gesammelt.
Unsere Toilette, schon fast am endgültigen Platz
Bei der Toilette werden am Markt verschiedene Systeme angeboten und wir haben lange überlegt. Eine klassische Wassertoilette, die wir alle zuhause verwenden, scheidet aufgrund ihres enormen Wasserverbrauchs von vornherein aus. Ideal wäre eine Vakuumtoilette, wie sie z.B. in Flugzeugen oder auch auf Luxusyachten verwendet wird. Hier sind wir aber in einer Preiskategorie ab 5.000 Euro und haben es außerdem mit sensibler Technik zu tun, die wir selbst nicht reparieren können, auch Ersatzteile sind nicht einfach zu bekommen. Am häufigsten verbaut wird eine Campingtoilette von Thetford oder Dometic, die es in verschiedenen Varianten gibt. Neben verschiedenen Bauformen gibt es Modelle mit eingebautem Spültank oder Vorbereitung für Wasseranschluss. Ebenso gibt es eingebaute kassettenartige Fäkaltanks, die zur Entleerung von der Fahrzeugaußenseite entnommen werden können, oder Ausführungen für extra unter dem Fahrzeug eingebaute sogenannte Schwarzwassertanks. Keine Ausführung ist wirklich besser: beim Kasettentank mit ca 17lt Volumen ist der Tank bald voll und muß oft entleert werden, dafür kann das Auto selbst aber stehen bleiben, solange es eine Entleerungsmöglichkeit in Gehnähe gibt; hingegen ist der Unterflurtank größer und hält für längere Zeit, aber dann muß man mit dem Auto direkt zu einer entsprechenden Entsorgungsstation fahren, bzw. erst eine solche finden. Wir haben uns für ein Modell von Thetford mit externer Spülung, Kasettentank und Keramikschüssel entschieden. Diese lässt sich wahrscheinlich gründlicher und leichter reinigen. Auch hier gilt: Die 10kg Mehrgewicht für Keramik sind für uns kein Problem. Zusätzlich wird noch eine Geruchsabsaugung eingebaut.
Essen können wir oft nur, was wir auch mitführen, also ist ein Kühlschrank notwendig. Ein Haushaltskühlschrank kommt nicht in Frage, weil er zuviel Platz  und zum Betrieb einen Anschluß ans Stromnetz benötigt. Die Campingvarianten gibt es in verschiedenen Größen, sie können wahlweise mit 12V, 240V oder Gas betrieben werden. Seit einigen Jahren gibt es auch Campingversionen mit der viel effektiveren Kompressortechnologie, dafür ist hier nur elektrischer Betrieb möglich. So etwas wollen wir.
Kochen werden wir mit Gas, weil die Dieselkocher teurer und im Betrieb etwas umständlicher sind. Eine Einbauversion mit 2 Flammen von Dometic reicht uns hier völlig aus. Für die Versorgung mit Gas genügt uns eine eher kleine 5 kg Flasche. Wie gesagt, wir kochen nicht sehr aufwändig.
Eine Heizung hatten wir bisher in unseren Campingbussen nicht, diesmal wollen wir uns aber auch ohne zu frieren in kühleren Gegenden aufhalten können. Es gibt für Wohnmobile Gas- oder Dieselheizungen. Gas ist nicht überall einfach zu bekommen, deshalb wollen wir Diesel als Brennstoff. Dieselheizungen sind technisch etwas komplizierter und brauchen mehr Strom, dafür brauchen wir uns um die Versorgung mit Brennmaterial nicht zusätzlich kümmern, tanken kann man schließlich fast überall. Wir entscheiden uns für eine Luftheizung, deren Brenner von einem Wasserbehälter ummantelt wird. So haben wir auch 11 Liter Warmwasser zur Verfügung. Im Sommermodus wird keine Luft erwärmt, sondern nur Warmwasser produziert. Auch rein elektrischer Betrieb ist mit diesem Modell möglich.
Jetzt fehlt noch die Stromversorgung. Strom benötigen wir für die Beleuchtung, den Kühlschrank, ein Autoradio, sowie zum Laden diverser Kleinakkus, für den Laptop, für die Wasserpumpen und für den Betrieb der Dieselheizung. Wenn unser Motor nicht läuft und gerade kein Stromnetz zur Verfügung steht, kann dieser Strom nur aus Batterien, genauer aus Akkumulatoren kommen. (Abgesehen von mobilen Generatoren, die aber durchaus Lärm erzeugen; und Brennstoffzellen, die teuer sind und nicht viel Leistung abgeben). Die sowieso im Auto vorhandene Batterie ist nicht gut geignet, weil sie zu klein ist und mit ihrer Charakteristik hauptsächlich als Starterbatterie geeignet ist.
Bei den Batterien gibt es verschiedene Technologien: Bleiakkus, auch in neuerer AGM- oder Gel-Bauweise und seit einigen Jahren Lithiumakkus in verschiedener Bauweise. Den Lithiumakkus gehört wahrscheinlich die Zukunft, aber noch sind diese Akkus sehr teuer. Daher entscheiden wir uns für 2 AGM-Bleibatterien mit je 230 Ah. Diese haben zwar ein Gesamtgewicht von ca 140 kg und brauchen auch einigen Platz, aber das sollte sich trotzdem ausgehen. Bei durchschnittlichem Betrieb aller Stromverbraucher müssen die Batterien trotzdem nach ca. 3 Tagen nachgeladen werden, eventuell sogar früher. Das geschieht normal durch den Motor oder durch einen Anschluß an das Stromnetz, aber wir wollen nicht zum Weiterfahren gezwungen werden, wenn wir uns gerade länger an einem schönen Platz ohne Steckdose aufhalten. Daher sollen am Fahrzeugdach Solarstrompaneele montiert werden, die an sonnigen Tagen mindestens den laufenden Strombedarf liefern und darüber hinaus auch die Batterien nachladen können.

818: Die ersten Schritte mit dem Neuen

hab ich schon vor 2 Jahren hier beschrieben und deshalb nur mehr verlinkt:
Vorbereitungsarbeiten zum Typisieren als Wohnmobil: https://eldezento.blogspot.com/2016/08/alles-anders-alles-neuer.html
Der erste Versuch in der Petrifelderstraße: https://eldezento.blogspot.com/2016/08/probleme-beim-typisieren.html
fast geschafft: https://eldezento.blogspot.com/2016/08/bye-bye-lkw-hello-wohnmobil.html
geschafft: https://eldezento.blogspot.com/2016/08/amter-und-behorden-es-zieht-sich.html
zwischendurch eine Spielerei für spätere Zeiten: https://eldezento.blogspot.com/2016/09/der-winter-kann-kommen.html

Schon im Vorfeld haben wir uns darüber Gedanken gemacht, welcher Betrieb uns beim  Um- und Ausbau unterstützen kann. Wir können nämlich nicht selbst schweißen und haben außerdem keine eigene Halle, in der wir an unserem Auto arbeiten können; und einen Komplettausbau am Straßenrand können wir uns nicht mehr vorstellen. Im InterNet suchen wir nach passenden Betrieben.
Wir besuchen eine kleine Firma bei Dechantskirchen in der Oststeiermark. Hier hat sich ein Tischler auf Wohnmobilausbau spezialisiert. Er arbeitet wunderschön und wir verbringen einen Nachmittag bei ihm. Von ihm stammt auch der Tipp mit dem provisorischen Ausbau für die Umtypisierung, dazu gibt er uns wertvolle Ratschläge aus seiner Praxis. Leider macht er keine ausführlichen Schweißarbeiten, außerdem ist er für mindestens ein Jahr ausgebucht.
Dann probieren wir es bei John in Frohnleiten. Auch diese Firma hat leider in den nächsten Monaten keine Zeit.
Erfahrung haben wir bereits mit Kledo in Graz. Diese Firma hat uns die 2 Fenster eingebaut, die für die Typisierung Voraussetzung sind, und dabei schön und sehr kurzfistig gearbeitet. Allerdings sind die dortigen Stundensätze für unser Budget zu hoch.
Dann hilft uns der Zufall. Wir müssen beim Wohnwagen von Lottes Eltern die Dachluken tauschen und fahren dafür mit dem Caravan nach Voranmeldung und Terminvereinbarung zur Fa. Stöckl. Um Kosten zu sparen, können wir dort sogar beim Wechseln helfen. Die Rechnung ist entsprechend niedrig und wir fragen den Chef, ob er auch unseren Bus umbauen würde. Er macht aber keine Gesamtausbauten, sondern ist eher auf Reparaturen, kleinere Umbauten und Handel spezialisiert. Trotzdem fragen wir auch noch einige Arbeiter in der Werkstatt und bekommen dort den Namen eines früheren Mitarbeiters, den wir noch nicht kennen. Also googeln wir wieder einmal und finden dann Bernd Pucher und seine Firma. Der Betrieb ist uns sofort sympathisch, das Angebot an Leistungen ist wohl genau das, was wir suchen. Wir vereinbaren mit Bernd, dass er erst einmal die notwendigen Entrostungs- und Lackierarbeiten für uns macht. Inzwischen wird uns klarer, dass wir uns den Komplettausbau nicht mehr selbst zutrauen, und nach vielen langen Gesprächen legen wir unser Projekt in seine Hände. Wir haben wirklich Glück, Bernd hat nämlich eine ähnliche Einstellung zum Thema Wohnmobil wie wir und kann unsere Vorstellungen immer mit seiner Erfahrung und seinen Ideen ergänzen.
Der nächste Arbeitsschritt ist das Entfernen der Trennwand zum Laderaum, sie ist nicht geschraubt, sondern mit Schweisspunkten befestigt und muss heraus geschnitten werden. Dann stellt sich heraus, dass auch der Holzboden des Laderaums entfernt werden muß, weil der darunter liegende Zwischenrahmen rostig ist. Auch hier wird geschweisst und saniert. Dann bekommen wir einen neuen Boden aus 15mm-Siebdruckplatten, die mit dem Zwischenrahmen verklebt werden. Zum Unterschied von diversen 3,5 to Modellen sind wir ja nicht auf Gewicht sparen angewiesen und brauchen hier keine Qualitätskompromisse eingehen.


818: Der Plan

Wir beide sind inzwischen +/- 60 Jahre, und zusammen haben wir ca 70 Jahre Erfahrung mit dem Leben in Campingbussen und Wohnwägen (Manche "Jahre" bestanden aus einigen Tagen, andere aus mehreren Wochen). Wir erlebten diese Zeit mit Eltern, alleine, zu zweit, mit Freunden, mit unseren Kindern. Entsprechend angepasst waren die rollenden Unterkünfte. Jetzt hätten wir gerne ein Fahrzeug, das die Summe unserer Erfahrungen und Bedürfnisse darstellt, allerdings begrenzt durch unsere finanziellen Möglichkeiten.
Die oft gehörte Frage "Wohnmobil oder Wohnwagen?" war für uns schnell zugunsten eines Wohnmobils entschieden:
1.) Reisen bedeutet für uns eine Region er"fahren", eventuell einige Tage an einem Stützpunkt bleiben, aber nicht für 4 Wochen an einem Ort bleiben.
2.) Schlechte Straßen, extrem steile Strecken usw sind mit einem Wohnwagen kaum zu bewältigen.
Auf solche Strecken wollen wir nicht verzichten
3.) Wir haben unser Motorrad gerne auf einem Trailer dabei.
4.) Wohnwägen sind auf Campingplätze angewiesen und nur mit großen Einschränkungen autark.
5.) Die höhere Sitzposition gehört zum Schönsten beim Fahren.
6.) Wenn es die Strecke zulässt, ist unterwegs auch essen oder schlafen möglich.
7.) Wir hoffen zumindest, bei Unfällen im Campingbus sicherer zu sein.
So wollen wir nicht enden
Natürlich kann man über diese Punkte diskutieren und es gibt auch einige Nachteile, aber wir sehen es halt so.
"Wohnmobil" kann viel bedeuten: Kleinwagen mit Campingkocher und Dachzelt, Minivan oder Kombi mit Schlafmöglichkeit, PickUp mit Absetzkabine, umgebauter Kastenwagen, typisches teil- oder vollintegriertes Wohnmobil von der Stange, umgebauter Autobus, allradgetriebener MilitärLKW mit Shelter oder Kunststoffaufbau und natürlich noch vieles dazwischen. Wenn wir jetzt noch sowohl neue als auch gebrauchte Fahrzeuge einbeziehen, sind wir bei Gesamtkosten zwischen 5.000 und 600.000 Euro.
Wir wollten aber keine Extremlösung, sondern ein Fahrzeug, das zumindest 20 Jahre halten sollte und unter 40.000 Euro kostet. (Inzwischen wissen wir, dass sich das nicht ganz ausgehen wird).
Wichtig war bzw ist uns ein robustes und zuverlässiges Basisfahrzeug, das durch den Umbau noch nicht an seine technischen Grenzen gelangt und über langlebige Technik verfügt. Wir möchten einen großzügigen Tischbereich mit bequemer Sitzmöglichkeit, der nicht zum Schlafen umgebaut werden muss. Schlafen wollen wir auf Betten in bequemer Größe und auf richtigen Matratzen. Mit dem Kochen haben wir es nicht so, da reicht uns eine Gaskochmulde mit 2 Flammen. Trinkwasser möchten wir für mehrere Wochen in einem Tank haben. Für Beleuchtung, Kühlschrank und diverse Kleingeräte soll es ausreichend Strom geben. Eine Toilette, eine Duschmöglichkeit und Warmwasser soll es auch geben. Der gesamte Wohnbereich soll nicht zu beengt sein und für uns gemütlich wirken. Zusätzlich soll genügend Stauraum für Werkzeug, Campingmöbel, eventuell ein Schlauchboot, Ersatzteile und diverse Vorräte sein. Dann haben wir den Grundriss "unseres" Autos skizziert und uns im InterNet und auf diversen Messen umgesehen. Bald wussten wir: dieses Auto gibt es so nicht.
Damit war klar, dass nur ein selbst umgebauter Kastenwagen diese Wünsche halbwegs unter ein Dach bekommt - und das Gesamtgewicht wohl zwischen 5.500 und 7.500 kg liegen wird. Der größte  Kastenwagen, der derzeit zu haben ist, ist der Mercedes Vario. Er hat eine Gesamtlänge von 7,2m und einen Laderaum von 5m. Die Innenbreite ist ca 2m, die Innenhöhe ca 1,9m. Das Bodenniveau ist auf ca 0,7m, die Gesamthöhe ist ca 3m. Es gibt verschiedene Gewichts- und Motorvarianten, allerdings wurde dieses Fahrzeug nur bis 2013 gebaut und dann die Baureihe ersatzlos eingestellt zur Geschichte . Der Neupreis für einen leeren Kastenwagen war zuletzt ca 60.000 Euro.
Das Auto ist am österreichischen Markt praktisch nicht vorhanden, es wird fast nur von Rettung und Feuerwehr verwendet. Wir haben deshalb lange in Deutschland gesucht und vor 2 Jahren Modell gefunden, das beinahe allen unseren Wünschen entspricht: der stärkste verfügbare Motor (4.250ccm, 177 PS, 675 Nm, 6 Gang), Vorderachse 2,5to, Hinterachse 5,6to, langer Radstand, aber leider keine Differentialsperre, Baujahr 2006, ca 200.000km, unter 15.000 Euro.
Ich habe dann das Auto im Ruhrgebiet besichtigt, grundsätzlich war der Zustand wie vorher mit dem Händler besprochen, nur der doch schon deutlich beginnende Rost wurde vom Händler nicht erwähnt. Wir haben den Preis nachverhandelt und gekauft. Die Fahrt nach Graz, ca 1.000 km, war völlig problemlos.