über uns

Lotte und Peter: über uns

Balkan 2012 (1): Graz - Euböa süd

Griechenland 2012

Überblick:  Graz - Euböa




Dienstag, 10.07.




Der Vormittag vergeht mit Campingbus einräumen und einkaufen, erst am frühen Nachmittag geht´s auf die Autobahn. Der Grenzübertritt nach Kroatien (Djumanec) dauert keine 5 Minuten. Ab Zagreb ist die legendäre Autoput aus früheren Zeiten nicht wieder zu erkennen – alles moderne Autobahn. Die Infotafeln an der Autobahn zeigen auch die Temperatur: ca 33°C – das wird in den nächsten Tagen noch mehr werden. Nur selten erkenne ich zugewachsene frühere Rastplätze und verfallene Motels aus der Gastarbeiter-Ära. Dann die Grenze zu Serbien: wieder ohne warten. Auf der gesamten Strecke ist sehr wenig Verkehr. Beograd erreiche ich erst bei Dunkelheit, gegen 21.30. Ich tanke, aber die Hoffnung auf billigeren Diesel als in Österreich erfüllt sich nicht. Ein Hinweisschild verspricht einen Campingplatz in ca. 30km. Tatsächlich ist es dann ein altes Motel, notdürftig renoviert, mit einem bewachten Parkplatz und einem ausgeräumten Zimmer als WC und Dusche. Der Brausekopf ist beinahe überflüssig, weil aus den Rohren an der Decke tropft es sowieso. Ich bezahle EUR 20,- und überlege erst am nächsten Tag, dass das viel zu teuer war, an der Straße werden Zimmer ab EUR 10,- angeboten. Beim Bett herrichten sehe ich, dass ich Decken, Polster und Überzüge in Graz vergessen habe.


Mittwoch, 11.07.

 
Am Morgen kann ich mich für keinen endgültigen Tagesplan entscheiden, erstmal weiter nach Bitola in Mazedonien. Die Autobahn endet ca 65km nach Nis, danach beginnt bald eine außergewöhnlich schöne Schluchtstrecke. Ich erreiche die Grenze um 11.00. Die Beamten verlangen erstmals die Grüne Karte, auch für Motorrad und Trailer. Gut, dass ich die Karte für den Trailer noch extra besorgt habe. Ich erreiche Bitola gegen 14.00. Ich möchte den Bus am Campingplatz abstellen und dann mit dem Motorrad in den Nationalpark Pelister fahren. Ich erfahre, dass es den CP nicht mehr gibt. Ich parke den Bus bei einem Hotel und mache mich mit dem Motorrad auf den Weg. Ohne gutes Kartenmaterial nehme ich eine falsche Straße, die auf 1500m bei einem Skizentrum endet. Ich habe keine Lust auf einen weiteren Versuch, verlade das Motorrad wieder und starte in Richtung Kastoria, Griechenland. Bald bin ich in Florina, dann folge ich einem Wegweiser über eine Gebirgsstrecke. Die Passstraße steigt auf fast 1800m, am Pass ist eine große Militärstation und etwas abseits der Straße eine Kirche. Ich stelle den Bus auf die Wiese hinter der Kirche und übernachte dort. Waschen kann ich mich bei einer Viehtränke in der Nähe, das kalte Wasser ist sehr angenehm und erfrischend.

Donnerstag, 12.07.

und hier die Endurostrecke von Kastoria ins Gramos-Gebirge:







In der Nacht war es angenehm kühl. Am Vormittag erreiche ich Kastoria, verirre mich mit dem Auto in der Stadt und finde schließlich einen Parkplatz an der Uferstraße. Ich benutze das GPS als Fußgängerhilfe und finde schnell das Geschäft von WIND, einer griechischen Telefonfirma. Um 30,- kaufe ich einen USB -Internetzugang: 30 GB für 1 Monat. Die Verkäuferin hilft mir beim Konfigurieren des Laptop, dann funktioniert es tatsächlich, aber ungewohnt langsam. Den auf der Karte eingezeichneten CP gibt es nicht mehr, aber ich kann beim Kloster parken und übernachten. 
Nachmittag fahre ich mit dem MR Richtung Gramos-Gebirge, in der MR-Ausrüstung ist es ziemlich heiß, obwohl die Jacke im Koffer bleibt. Fast die gleiche Route bin ich 1987 mit dem Mountain Bike gefahren, einige der damaligen Schotterstraßen sind inzwischen breite Asphaltstraßen. Bis Nestorio verläuft die Straße in der Ebene, dann in einem engen Tal nach Pefkos. Bald kommt die Abzweigung nach Gramos, dann gibt’s nur mehr Schotter, der – abgesehen von einigen tief ausgewaschenen Stellen – gut zu fahren ist. Ich begegne einer riesigen Schafherde, dem Hirten an der Spitze folgen mehrere hundert Tiere. Die Herde wird von ca. 10 Hunden begleitet, die die Schafe vermutlich auch vor Wölfen schützen können. Ich werde auch eher als Wolf eingeschätzt und am weiterfahren gehindert, erst ein berittener Hirte am Ende der Herde kann mich von den wütenden Hunden befreien. In Gramos endet die offizielle Straße, aber es soll einen Fahrweg über den Hauptkamm des Pindos-Gebirge geben. Der Betreiber einer Mountain-Lodge in Gramos spricht englisch und erklärt mir den Weg. Ich fahre weiter und bald liegt der Ort weit unter mir. Mir fällt auf, dass das Topcase irgendwie wackelt. Ich kontrolliere die Befestigung und sehe, dass eine Schraubverbindung von Heckrahmen und Gepäcksträger locker ist. Zuerst ärgere ich mich, dass ich kein Werkzeug eingepackt habe, aber dann fällt mir das Bordwerkzeug des MRs ein, dort gibt es einen passenden Gabelschlüssel. Der Weg wird immer steiler, schmäler und erdiger und ist nur mehr für Enduros und kleine 4x4 befahrbar. Das Topcase lockert sich immer wieder, ich habe dafür keine Erklärung. Die Kammüber-schreitung ist langwieriger als geplant, weil der Weg über mehrere Bergkämme führt, erst in 2100m Höhe ist der Hauptkamm erreicht. Dann geht es zum Teil extrem steil bergab, auf kurzen Passagen wird das Fahren ziemlich unkontrolliert und stehenbleiben ist nicht möglich. 2 Stunden nach Gramos erreiche ich völlig durchgeschwitzt Aetomilitsa auf der SW-Seite des Pindos. Bei einem Brunnen mache ich Pause mit Trinken, Waschen und wieder Schrauben nachziehen. Nach einigen Kilometern Asphalt beginnt der Rückweg mit einer 20km Schotterstrecke nach Hrissi, nur geht es diesmal nicht so hoch hinauf, weil der Pindos hier einen besseren Übergang bietet. Am Scheitelpunkt frage ich einen Schafhirten nach dem Weg: ich bin noch richtig und sollte in 8km nach Hrissi kommen. Die Sonne geht unter, es wird kühler und ich kann die Jacke anziehen. Wieder lockert sich das Topcase und jetzt sehe ich, dass nicht lockere Schrauben die Ursache sind, sondern dass der Heckrahmen des MR gebrochen ist. Ich habe keine Gurten oder ähnliches für eine Notreparatur mit und bin ziemlich verzweifelt, weil der Blinkerarm inzwischen schon am Auspuff aufsitzt. Beim Bordwerkzeug finde ich 5 kleine Kabelbinder. Damit kann ich den Gepäcksträger notdürftig stabilisieren. Trotzdem zieht das schwere Topcase wieder alles nach unten; ich kann so nicht weiterfahren. Ich bin 2 Gehstunden vom nächsten Ort entfernt und es wird bald finster. Ich könnte ohne Topcase weiterfahren, oder das MR stehen lassen und das Topcase weiter tragen. Ich entscheide mich für einen dritte Möglichkeit: einhändig weiterfahren und das ca 8kg schwere Topcase mit der linken Hand halten. Kupplungshebel ziehen ist dann aber nicht mehr möglich. Ich stelle den Motor ab und versuche, im Leerlauf die 8km richtung Tal zu rollen. Das funktioniert ganz gut, weil es keine Gegensteigung gibt. Es wird gerade finster, als das Dorf vor mir auftaucht. Die letzten 200m geht es allerdings wieder bergauf und ich bleibe völlig erschöpft vor der Steigung stehen. Vier junge Leute kommen mir entgegen, ich frage sie um Hilfe. Es sind Studenten aus Kastoria, die hier im Dorf ihrer Großeltern Urlaub machen. Später erzählen sie mir, dass außer ihnen niemand im Dorf englisch spricht. Ich frage sie nach einem Auto, das richtung Kastoria fährt und mein Topcase mitnehmen kann. Es fährt niemand, aber eine Polizeipatrouille soll um 23.00 Uhr eintreffen und könnte mir dann vielleicht helfen. Wir setzen uns in die einzige Taverne, ich hole noch mein Motorrad nach, dann beginnt ein Gewitter, das aber nicht lange dauert. Die Polizisten kommen erst um Mitternacht und verladen mein Gepäck in ihren Jeep. Sie werden es am nächsten Morgen in Nestorio abliefern. Wir reden noch über die politische Lage in Griechenland und Europa und kommen schnell zu einem gemeinsamen Urteil: fuck Merkel. Die Studenten und die Polizisten empfehlen mir für die Weiterfahrt in der Nacht noch eine Strecke, die vor Bären und Drogenschmugglern sicher ist, trotzdem soll ich nicht stehenbleiben und das Licht nicht abschalten. Um 01.00 Uhr breche ich auf und bin nach einer Stunde zurück beim Bus in Kastoria. Der Bus steht unter Bäumen in einem riesigen Gelsenschwarm, daher erst eimal umparken. Dann folgt noch Gewand entstauben und abschließend eine Notdusche unter einem Wasserhahn. Um 03.00 falle ich ins Bett.

Freitag, 13.07.




Ich schlafe bis 09.00 und suche dann eine Werkstätte, die den Heckrahmen des Motorrads reparieren kann. Leider erfolglos, weil die Motorrad-werkstätten können nicht schweißen und die Schlosser greifen kein Motorrad an. Zurück beim Bus verlade ich das Motorrad und fahre zuerst nach Nestorio, um dort mein TopCase bei der Polizeistation abzuholen, dann zurück bis Kastoria und weiter nach Kastraki bei den Meteora-Felsen. Ich komme gegen 17.00 Uhr am CP Vlachos an. Beim Reversieren übersehe ich einen Baum, zum Glück bleiben Baum und Bus unbeschädigt. Die Hitze ist kaum auszuhalten, auch der Pool sorgt nur für kurze Abkühlung.

Samstag, 14.07. 

Nachdem die letzten Tage ziemlich stressig waren, bleibe ich noch in Kastraki und verbringe den Tag mit kleinen Wartungsarbeiten und faulenzen. Obwohl der Bus unter Bäumen steht, erreicht die Innentemperatur wieder 38°C. Am Nachmittag bekomme ich großen Appetit auf Weintrauben und suche im Ort eine Einkaufsmöglichkeit, leider ohne Erfolg. Traurig ist der Anblick der völlig leeren Gastgärten vor den Tavernen. Einer der sonst belebtesten Touristenorte wirkt völlig ausgestorben. Hier hat sich die negative Stimmungsmacherei über Griechenland, die in vielen europäischen Medien verbreitet wird, voll ausgewirkt. Die Griechen registrieren das natürlich und machen hauptsächlich die deutsche Kanzlerin Merkel dafür verantwortlich. Sie sollte sich in nächster Zeit besser nicht in Griechenland blicken lassen. Einige Menschen fragen mich auch nach der Meinung der Österreicher über ihr Land und erzählen von den katatrophalen Auswirkungen der aufgezwungenen Sparpakete, z.B. ist die Zahl der Selbstmorde enorm angestiegen.



Sonntag, 15.07.



Um 07.00 stehe ich auf und um 08.00 starte ich nach Athen, um Lotte am Flughafen abzuholen. Mir bleibt genug Zeit, um der teuren Autobahn auszuweichen: ich fahre über Trikala und Karditsa nach Lamia, dann weiter über Bralos nach Amfiklia. In Amfiklia nehme ich die falsche Ortsausfahrt und fahre die nächsten 15 km auf einer schmalen Straße am Berghang entlang. Im nächsten Dorf wird es ziemlich eng: ein Auto muß umgeparkt werden, damit ich die Kurve am Dorfplatz schaffe. Bald bin ich wieder auf der Hauptstraße und über Thiva und Erithres komme ich nach Elefsina, das westliche Ende des Großraums Athen. Ich wechsle auf die Autobahn und bin nach 20km am Flughafen angelangt, noch auf den letzten Metern der Autobahn sehe ich das Flugzeug mit Lotte landen. Die Einsteigzone am Flughafen ist überdacht und somit schattig, ich finde sogar eine Parkmöglichkeit. Ich telefoniere mit Lotte, sie braucht noch 20 Minuten, um ihr Gepäck – hauptsächlich das vergessene Bettzeug – zu bekommen. Inzwischen spielt die Flughafenpolizei „Autos verjagen“, dazu verwendet sie nervige Spezialhupen und Lautsprecherdurchsagen auf Griechisch. Nachdem ich nicht reagiere, kommt der Polizist zu mir und fordert mich zum Weiterfahren auf. Ich fahre ein Stück weiter, parke wieder und warte, bis mich der Polizist wieder einholt. Dieses Spielchen wiederholt sich mehrmals und während der zweiten Runde ist Lotte fertig, sie steigt schnell ein und wir verschwinden. 
Wir fahren auf der Autobahn Richtung Euböa und mir fällt auf, dass der Busmotor manchmal Leistung verliert. Zuerst ignoriere ich es, aber dann deutet alles auf verstopfte Dieselfilter hin. Eine kleine Steigung schaffen wir gerade noch, dann rollen wir mit letzter Kraft zu einer Tankstelle. Der Tankwart ist sehr hilfsbereit und reinigt die Filter mit Pressluft. Nach dem Wiedereinbau und Entlüften funktioniert der Motor wieder. Noch wenige Kilometern, dann sind wir am Ziel: CP Milos in Eretria. Wir bekommen einen schönen großen und schattigen Platz unter Bäumen und Mattendächern und richten uns für einige Tage Aufenthalt ein.

Dann folgt der positive Aspekt der fast unerträglichen Hitze: das Meerwasser hat ca 30°C, wir fühlen uns wohl wie in einer Therme. Am Abend machen wir noch einen Spaziergang in den 2km entfernten Ort, der Rückweg auf der unbeleuchteten Hauptstraße ist weniger lustig. Schlafen können wir nur mit geöffneter Hecktür und eingeschaltetem Ventilator.

Montag, 16.07.


Heute soll der heißeste Tag werden. Daher nur im Schatten liegen und dazwischen schwimmen gehen.


Dienstag, 17.07.


Vormittag fahre ich mit dem MR nach Chalkida zu einer Yamaha-Werkstatt. Wir vereinbaren einen Reparaturtermin für den nächsten Tag. Bei Mercedes bestelle ich Diesel-Filter. Nachmittag wieder baden am CP, am Abend fahren wir nach Eretria bummeln und Eis essen.




Mittwoch, 18.07.

Am Vormittag bringe ich das MR zur Reparatur. Der Rahmen soll durch eingezogene Rundeisen verstärkt werden. Während der Reparatur hole ich die Filter ab und mache einen Spaziergang in das 5 km entfernte Ortszentrum. Bei der alten Brücke, die Euböa mit dem Festland verbindet, bestaune ich die starke Gezeitenströmung. Breite und Strömungs-geschwindigkeit erinnern an die Mur, der Wasserstand an Nord- und Südseite der Brücke differiert um 40cm, weil die Flut im Norden erst mit eineinhalb stündiger Verspätung eintrifft. Nach 4 Stunden kann ich das MR abholen, der Mechaniker zeigt mir stolz eine Fotodokumentation der Reparatur. Das Heck liegt jetzt einige Zentimeter tiefer, was nicht besonders gut aussieht, aber ansonsten egal ist. Ich zahle die vereinbarten 100 Euro und bin froh, wieder ein voll einsatzfähiges Fahrzeug zu haben.

Donnerstag, 19.07.









 

Vormittag wieder baden, Nachmittag machen wir einen MR-Ausflug zur Ostseite von Euböa. Gleich nach Eretria geht’s über den ersten Berg, und dort ist es deutlich windiger und kühler. Bald ist der höchste Berg Euböas zu sehen.

Die Anfahrt beginnt in einem engen schattigen Tal, dann schraubt sich die Straße in Serpentinen auf gut 1.000m. Hier auf der Ostseite hat es offenbar geregnet. Die Vegetation ist wie in den südlichen Alpen oder den Bergen von Korsika und es duftet umwerfend. Wasser gibt es hier genug, in Koutourla sogar einen natürlichen Teich für die Enten. Der nächste Abschnitt sind 18km staubige und steinige Schotterstrecke, auf der überraschend eine Bachdurchfahrt auftaucht, die man aber mittlerweile auf einer Brücke umfahren kann.

Dann auf Straßen in wechselnder Qualität weiter richtung Kymi, aber die Zeit wird knapp. Wir lassen Kymi aus und nehmen eine kürzere Strecke über Manikia und Seta für den Rückweg.

Wir fahren in Shorts und T-Shirt und auf den Bergstrecken wird es deutlich kälter. Einige Ortsdurchfahrten sind ziemlich verwirrend und gelingen nicht beim ersten Versuch, aber nur mit MR statt Bus und Anhänger ist umdrehen ja kein Problem. Zurück am CP ist es wieder warm und das Schwimmen ist noch eine angenehme Erfrischung.

Freitag, 20.07.

Badetag

Samstag, 21.07.


Euböa auf einer größeren Karte anzeigen




Wir fahren mit dem MR in den Südteil von Euböa, diesmal mit Jeans und Lederjacke. Zuerst machen wir einen Abstecher nach Chania, um die alte byzantinische Kirche Ag. Dimitrios zu sehen. Die geplante Route entlang einer kleinen Straße existiert nicht, also zurück und entlang der Hauptstraße. Dort angekommen ist die Kirche leider versperrt.

Über uns sehen wir den Ort Avlonari, zu dem wir die steilen Dorfstraßen hinauffahren und entdecken, wie wir später erfahren, einen der besterhaltenen venezianischen Türme.












Bei der Weiterfahrt verfahre ich mich und bemerke es erst nach einigen Kilometern. 
Im Süden der Insel weht der Wind immer stärker. Vor Fygia finden wir das gesuchte „Dracospito“ – möglicherweise eine antike Unterkunft für die Arbeiter in den früheren Marmor-steinbrüchen für den in der Antike sehr begehrten grünen Marmor.

Wegen der Hitze ändern wir unseren Plan. Statt weiter nach Karystos zu fahren, wechseln wir in kurze Hose und T-Shirt und fahren zurück nach Nea Stira. Dort gönnen wir uns ein spätes Mittagessen, dann finden wir eine Beachbar mit Liegestuhl, Sonnenschirm und Dusche.

Um 18.00 Uhr fahren wir zum Fährhafen, mit der Fähre sind wir in 45 Minuten in Attika. Dort suchen wir Straßen entlang der Küste, um so den nächsten Fährhafen zu erreichen. Leider gibt es diese nur auf der Karte. Eine breite, gut ausgebaute Straße, der wir hoffnungsvoll folgen, endet abrupt in der Pampa. So ist das hier öfter. Schließlich gelangen wir auf einer anderen Straße nach Oropos. Mit der Fähre geht es im herrlichen Abendrot und unter dem Sichelmond zurück nach Eretria.

Sonntag, 22.07.





Größere Kartenansicht


Ich fahre diesmal allein in den Norden von Euböa, um den Club Agia Anna zu besichtigen und eventuell einen Stellplatz zu reservieren. Ich fahre wieder mit langer Hose und bleibe auf der Hauptstraße, um mehr Fahrtwindkühlung zu bekommen. Trotzdem brauche ich für 100 km über 2 Stunden – der glatte, rutschige Asphalt verhindert schnelles und entspanntes Kurven-fahren. Der Club ist dann eine Enttäuschung: nicht direkt am Meer, kleine Stellplätze und die Geräuschkulisse einer Maturawoche-Location. Dann zur nächsten Alternative: Rovies bei Limni. Der dortige CP liegt sehr schön, die meisten Stellplätze haben Meerblick. Dort werden wir später einige Tage verbringen. Am Rückweg besichtige ich noch den CP in Paralia Politika nördlich von Chalkida, aber in Eretria ist es sicher schöner. Der Versuch, an einem Aussichtspunkt ein Panoramafoto zusammen zu basteln, gelingt leider nicht ganz:


Montag, 23.07.


Nach 260km am Vortag ist heute wieder ein ruhiger Badetag.

Dienstag, 24.07.







Im InterNet haben wir gelesen, dass es bei Paralia Chiliadou einen FKK-Strand gibt. Wir fahren wieder über die Berge auf die Ostseite, diesmal finden wir die richtige Strecke ohne Probleme. Die Straßen sind gesäumt von Brombeerhecken, vor denen man sich manchmal in Acht nehmen muss, weil sie ihre langen Ranken bis fast zur Straßenmitte ausstrecken. Die Straßenbreite wechselt ständig, weil sie hie und da am Rand abgebrochen ist und dann gleich einmal nur mehr eine Fahrspur übrigbleibt. Peter meint, sie warten hier, bis sie unbefahrbar wird und machen sie dann wieder zehn Meter breit, auf dass das Spielchen wieder von neuem beginnen kann. Genau so sehen die Straßen aus, mal breit, mal schmal. In der Schlucht unten angekommen sehen wir einen kleinen Campingplatz, und gegenüber einen offenbar wilden an einem Bachbett. Dann öffnet sich die Schlucht zum Strand hin. Vorbei an ein paar kleinen Hotels und einigen Tavernen ist am Ende des langen Strandes, getrennt durch einen Felsvorsprung, tatsächlich ein FKK-Bereich, sogar mit Dusche. Das Wasser auf der Ägäis-Seite ist türkisblau, ebenfalls sehr warm, und das Schwimmen in der höheren Dünung macht Spass. Am großen Strand haben die Nacktbadefreunde ca. 40 bis 50 kleine Zelte aufgebaut. Wir fragen uns, wie sie die hygienische und abfallmäßige Infrastruktur hinkriegen, denn alles scheint sauber zu sein. Wir bleiben nicht allzu lange, weil wir keinen Sonnenschutz mitgenommen haben und Sonnenbrand nicht gerade zu unseren beliebten Begleiterscheinungen des Sommers gehört. Um 15.30 suchen wir uns eine schattige Taverne und essen unter einem schönen Laubendach aus Weinstöcken. Die typischen blauen Sesseln mit der geflochtenen Sitzfläche sehen zwar schön aus, sind aber ziemlich unbequem. Unser Motorrad hat auch keine besonders komfortable Sitzbank, daher sind wir bei der Rückkehr auf den Campingplatz ziemlich fertig, steigen etwas steifbeinig vom Motorrad und genießen unsere im Vergleich dazu relativ bequemen Campingstühle.


Mittwoch, 25.07.

Badetag

Donnerstag, 26.07. 





Lotte möchte das 2009 fertig gestellte neue Akropolis-Museum besuchen. Nach Athen gibt es auch eine Zugverbindung ab Chalkida und einen Bus ab Eretria oder ab Oropos auf der Festlandseite. Letztendlich entscheiden wir uns doch für das Motorrad, aber wegen der Autobahnstrecke mit Kevlar-Jeans und Lederjacken. Lieber schwitzen als dauernd an grausige Sturzverletzungen denken. In Eretria erreichen wir gerade noch eine Fähre und fotografieren unseren Campingplatz von der Meerseite.

In Oropos nehmen wir uns die Zeit für ein verspätetes Frühstück: Strudel mit süßer Füllung und Kuchen, statt der schon gewohnten kalten Milch diesmal Limo. Nach einem Tankstop will ich das Navi montieren und bemerke, dass ich das zugehörige Stromkabel im Bus vergessen habe. Ohne Kabel funktioniert das Gerät ca. 30 Minuten, daher werde ich es erst beim Autobahnende in Athen einschalten. Wir versuchen uns die wichtigsten Daten wie Name der Ausfahrt und die wichtigsten Straßen zu merken, damit wir nicht gleich völlig aufgeschmissen sind ohne Navi. Die Autobahnfahrt ist nicht besonders lustig, dauert aber nur 20 Minuten und trotz der Vorkehrungen nehmen wir natürlich die fasche Ausfahrt. Also doch wieder das Navi befragen. In einer großen Stadt ist es wirklich sehr nützlich. In dieser Pause ziehen wir die Lederjacken aus, sie haben sogar im Topcase Platz. Der Verkehr in Athen ist natürlich stressig, vor allem die links und rechts überholenden Motorräder sind gewöhnungs-bedürftig. Nach einigen Minuten passen wir uns an die Situation an und schlängeln uns ebenfalls zwischen den Autos durch, auch rote Ampel gelten manchmal nur als Empfehlung zum Anhalten. Bald taucht die Akropolis vor uns auf, aber ich habe kaum Zeit zum Schauen. Auch National-bibliothek, Universität und Parlaments-gebäude sehe ich nur aus dem Augenwinkel; ich bin schon froh, wenn ich Zeit für einen Kontrollblick auf´s Navi habe.


Beim Museum beginnt die Fußgängerzone, wir können direkt davor das Motorrad auf einem breiten Gehsteig abstellen. Wir haben eine kurze Hose bzw. einen Rock mit und ziehen uns erst einmal gleich am Gehsteig um. Das Gewand können wir im Topcase verstauen, nur die Helme müssen wir mitnehmen, wir werden sie für den ganzen Tag in der Garderobe des Museums deponieren. Das Museum steht am Gelände einer früheren Kaserne und grenzt fast direkt an den Hügel der Akropolis. Zwei Häuser sind noch dazwischen und sollten abgerissen werden, das wurde aber durch den Widerstand der Besitzer und weiterer Nachbarn verhindert. Vielen Häusern verstellt das Museum den Blick auf die Akropolis, die dadurch entstandene Wertminderung der Wohnungen war enorm. Im Eingangsbereich ist der Boden aus Glas und man sieht die Ausgrabung einer antiken Siedlung. Im Inneren des Museums ist es angenehm kühl, zuerst sehen wir uns im Foyer die Nachbildungen der Entwicklung der Akropolis und Videodokumentationen über Abbau, Transport und Restauration eines Teils aus dem Parthenon-Fries an. Hauptteil der Ausstellung sind Gegenstände und Figuren aus den Tempeln der Akropolis. Im obersten Stockwerk ist der Parthenon schematisch im Original großen Grundriß dargestellt und die Original-Teile des Frieses sind eingefügt. Einige Teile wurden zerstört und einige wurden vor 200 Jahren von Engländern nach London entführt und sind jetzt ständiger Streitpunkt zwischen Griechenland und Großbritannien.

Nach dem Museumsbesuch bleibt noch genug Zeit für einen Spaziergang durch die Plaka. Hier gibt es hauptsächlich Souvenierläden und Geschäfte für Bekleidung. Diese sind klimatisiert und daher ist es mir eine Freude, Lotte beim Stöbern nach Geschenken zu begleiten. Ich sehe eine schöne Ledertasche, aber 125 Euro sind mir doch zu viel.

Wir gelangen zum Mitropolis-Platz mit der kleinen alten und der großen neuen Kirche. Am Rückweg finde ich noch ein Ledergeschäft, dort kaufe ich eine Tasche um ca. 50 Euro. Der Händler nimmt nur Bargeld. Jetzt beginnt das Rechnen. Wir sind mit 130,- im Geldbörsel weggefahren, dann 6,- Fähre, 6,- Frühstück, 1,50 Autobahngebühr, 10,- Eintritt ins Museum, 26,- Essen im Museum, 15,- Geschenke und 7,50 für die Rückfahrt. Das Börsel gibt nicht mehr genug her, daher muss ich zurück zum Motorrad, um in Lottes Jacke unsere letzten Euro zusammen zu kratzen. Dann holen wir noch unsere Helme und machen uns gegen 19.30 auf den Rückweg zum Campingplatz, vorher ist wieder Umziehen am Gehsteig notwendig, aber als Motorradfahrer fühlen wir uns dazu berechtigt. Wir quetschen den letzten Strom aus der Batterie des Navi und gelangen problemlos auf die Autobahn. Wieder haben wir Glück und kommen genau richtig zur Abfahrt der Fähre nach Eretria. Danach geht es schon bei Dunkelheit zurück zum CP, ausschließlich mit Fernlicht, das Abblendlicht ist unterwegs ausgefallen. Nach dem anstrengenden Tag sind wir zu müde zum Schwimmen, nach einer Dusche fallen wir ins Bett.

Freitag, 27.07.

Wir bleiben am Campingplatz. Im Supermarkt kaufen wir 2kg Katzenfutter und versorgen damit ca. 10 Katzen, die leicht unterernährt ausschauen. Die Schalen mit Trockenfutter und mit gewässerter Milch stehen unter unserem Bus, die Katzen schlagen sich abwechselnd den Bauch voll.






Samstag, 28.07.


Vormittag fahren wir nach Eretria einkaufen, weil 6 x 1,5lt Wasser können wir nur zu zweit transportieren: das Flaschenpaket steht auf der Sitzbank zwischen uns. Lotte findet dann noch etwas nettes für sich.






Sonntag, 28.07.


Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Motorrad nach Chalkida. Noch immer ist es so warm, dass wir den Fahrtwind als heiß und nicht als kühlend empfinden. Bei der Stadteinfahrt ist ein längerer Stau von Wochenend-Heimkehrern, der mit dem Motorrad natürlich überholt wird. Dann parken wir direkt bei der Brücke über die Euripos-Meerenge. Mit dem Auto wären wir hier parkplatzmäßig ziemlich aufgeschmissen. An der Brücke ist Euböa nur 50m vom Festland entfernt. Lotte staunt ganz schön über den Fluss der sich von Süd nach Nord ergießt und Peter ist ganz angetan von seiner Frau im sehr kurzem Rock und muss das natürlich unbedingt festhalten. Lotte findet die Fotos auch ganz gut und ist begeistert von sich selbst.  
Der Bahnhof ist die Endstation der Eisenbahnlinie Athen – Chalkida. Im Aussehen ähnelt er österreichischen Bahnhöfen, die in der Monarchie gebaut wurden. Wenn da nicht groß Chalkida oben stünde… Die eingleisige Strecke endet an einem alten hölzernen Prellbock – einfach so. Auch das erinnert an alte Zeiten. Aber immerhin ist die Strecke elektrifiziert und die Züge fahren ziemlich oft und regelmäßig.  
Vor 500 Jahren – in der Zeit der venezianischen Herrschaft – bewachte ein Kastell den Zugang nach Euböa. Heute steht nur noch ein Teil der Außenmauer der kleinen Festung. Im Inneren wurden hässliche Baracken errichtet. Nach einem kleinen Rundgang gehen wir auf der Strandpromenade essen. Es wird langsam dunkel, aber keine Spur kühler. 
Ein Delfin zu sein wäre jetzt gar nicht schlecht. Inzwischen sind wir ja ziemlich an die Temperaturen gewöhnt, aber so eine große Stadt (80.000 Einwohner) speichert offenbar die Hitze besonders gut. 
 Nach dem Essen nehmen wir unseren Spaziergang wieder auf. Inzwischen ist es schon sehr lebhaft auf der Promenade und wie auf jeder Promenade zeigen sich alle in ihrem Lieblings-sommeroutfit. Da gibt es viel zu sehen und zu bewundern. Aber abgesehen von den Menschen finden wir noch etwas, das wir bewundern und das in uns nostalgische Gefühle weckt. 
Wie überall in den Touristenorten gibt es eine Art Rummelplatz, aber dieser scheint geradewegs aus den Sechzigerjahren hierhergebeamt worden zu sein. Es ist alles ganz unspektakulär und die Kids, bis auf die ganz kleinen würden es wahrscheinlich langweilig finden. Aber wir sehen ein Märchenland der Farben und Lichter im Stil unserer Kindheit. Wir können uns gar nicht sattsehen.  
Und wer erinnert sich noch an ein Pixi-Buch über „Bummel“ den Zug?! Wir haben beide spontan dasselbe Buch im Kopf, als wir diese Lokomotive sehen und sind ziemlich gerührt. Wir schauen ihr eine Weile zu wie sie ihre Kreise dreht und erzählen einander die dazugehörige Geschichte. Ob irgendwer das Buch noch aufgehoben hat? Fast brauchen wir es nicht, denn die Bilder sind im Kopf noch sehr lebendig.







Montag, 30.07.


Weil es uns dort so gut gefallen hat, fahren wir noch einmal zum Nacktbadestrand nach Chiliadou auf der Ostseite Euböas. Diesmal haben wir das Tarp und eine Matte mit und können uns damit ein schattiges Plätzchen bauen. Das Wasser ist herrlich warm und hat eine wunderschöne türkise Färbung. Vor der Heimfahrt essen wir wieder in der Taverne mit dem Dach aus Weinreben und holen die Helme ab, die wir hier vor dem Baden deponiert haben. Im Gegensatz zur Westküste ist es hier ruhig und beschaulich.

Bei der Heimfahrt ist es noch immer so heiß, dass auch auf den schattigen Straßen-abschnitten in 1.000m Höhe kurze Hose und T-Shirt völlig ausreichen.

Dienstag. 31.07.






Wir machen uns noch einen letzten ruhigen Badetag am Campingplatz Milos. Wir schwimmen so viel, dass es ein Wunder ist, dass uns noch keine Schwimmhäute zwischen den Fingern und Flossen an den Füßen wachsen. Am späteren Nachmittag fängt Lotte an ein wenig aufzuräumen – vor allem im Bus. Peter möchte doch noch zum Berg mit dem Sender, an dem wir bisher immer nur vorbeigefahren sind und macht sich auf seine zwei Räder. Als er wiederkommt, ist er sowohl psychisch als auch physisch ein wenig lädiert. Hier seine Geschichte: griechisch bekleidet (Helm, Sandalen, kurze Hose und T-Shirt) fahre ich bis zur höchsten Stelle der Passstraße und von dort noch 4km den geschotterten Fahrweg zum Gipfel. Die letzten 50m zur Sendestation sind besonders steil. Wegen der losen Steine am Weg fahre ich langsam und vorsichtig und würge prompt den Motor ab. Die übliche Kickstarter-Prozedur mit ausgeklapptem Seitenständer funktioniert nicht und ich rutsche mit dem Fuß vom Starthebel ab und schramme gegen die scharfkantige Fußraste. Resultat ist eine 10cm lange Schürfwunde am Schienbein. Dann mache ich, was ich ebenso vorher tun hätte können. Ich steige ab und schiebe das Motorrad an den Wegrand, starte in gewohnter Weise und fahre die restlichen 15m zum Gipfel. Dann betrachte ich meine Verletzung genauer. Die Wunde blutet kaum, aber wegen der staubigen Fahrwege würde ich sie gerne verbinden. Das Verbandszeug ist im Topcase, aber leider nicht im montierten, sondern in dem, das im Bus geblieben ist. Daher ziehe ich eine Socke aus und binde sie notdürftig vor die Wunde. Dann fahre ich vorsichtig zurück nach Eretria, dabei halte ich das Bein schräg nach vorne, um keinen Staub in die Wunde zu bekommen. In Eretria fahre ich zur Apotheke und besorge Beta-Isodona, das bekannte Desinfektionsmittel. Dann kaufe ich noch Brot für den nächsten Tag. Beim Starten bin ich zu ängstlich und vorsichtig mit dem lädierten Bein und der Motor säuft ab und läßt sich nicht mehr starten. Ein Grieche bietet mir an, das Motorrad für mich zu starten, scheitert aber ebenso. Einige Griechen entscheiden, dass Anschieben die beste Lösung wäre. Ich setzte mich auf das Motorrad, zwei Griechen schieben und endlich startet der Motor. Ich winke dankend zurück und erreiche nach wenigen Minuten den Campingplatz. Dann muß ich Lotte davon überzeugen, dass alles nicht so schlimm ist, wie es aussieht. Der Schmerz ist wirklich nicht besonders arg und Lotte betätigt sich als Krankenschwester. Ärgerlich ist aber, dass Baden im Meer für die nächsten Tage ausfällt.


zum 2. Teil: Euböa nord - Graz

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen